Ein Zitat aus der wirklichen Welt: „Ich habe einmal für Weihnachten 2009 den Film Austin Powers bei einem der größten und bekanntesten Online-Shops für einen Freund gekauft. Seitdem schlägt mir dieser Online-Shop jedes Jahr zu Weihnachten Mike Myers Filme per E-Mail und online vor. Was ist denn da los? Ich mag Mike Myers überhaupt nicht!“
Ja, dieses Verhalten ist wahrscheinlich jedem von uns bekannt. Wir kaufen jedes Jahr Geburtstagsgeschenke für Familie und Freunde. Und danach „denken“ Online-Shops, dass wir die Einkäufe für uns selbst gemacht haben.
Aber ist das wirklich ein Problem oder sogar ein Fehler?
1. Die Kundensicht
Denken Sie kurz darüber nach: Sie müssen jedes Jahr Geschenke für Ihre Familie und Freunde kaufen, Weihnachten ist und wird auch immer am gleichen Datum sein, und wenn Sie über 30 sind, wird sich ihr Freundeskreis in der Regel auch nicht mehr nennenswert verändern. Es ist also nicht wirklich falsch, jedes Jahr an diesen Ereignissen gleichartige Produkte anzubieten (im Speziellen auch Filme wie im obigen Beispiel). Natürlich sind wir als Kunden manchmal gelangweilt von den sich ewig wiederholenden gleichen Angeboten, die wir jeden Tag per E-Mail erhalten. Aber wenn man ehrlich ist: wir alle haben schon auf solche Angebote geklickt, denn es ist sehr anstrengend jedes Jahr Geschenke für dieselben Personen – die natürlich schon alles Erdenkliche besitzen – zu finden. Meistens helfen uns solche Angebote sogar weiter und nerven uns nur manchmal.
2. Die Sicht des Online-Shops
Sieht man sich im Gegensatz zur Kundensicht die Sicht der Shop-Betreiber an, dann ist es aus der Perspektive der Unternehmen sehr klar, warum sie diese Produkte jedes Jahr zu denselben Zeiten anbieten. Es gibt eine sehr transparente Customer Journey des Kunden durch das ganze Jahr, welche sich nur marginal zu den vorherigen Jahren unterscheidet. Das macht es sehr einfach für große Online-Shop-Betreiber die „wahrscheinlich richtigen“ Produkte zu den „definitiv richtigen“ Daten anzubieten. Das ist ein gigantischer Marketingkanal für diese Unternehmen. Verglichen mit dem großen Geschäft, das Unternehmen machen können, sollten die falschen Angebote, die Unternehmen sogenannten „Einmalkäufern“ unterbreiten, weitestgehend bedeutungslos sein. Diese falschen Angebote zu korrigieren ist außerdem ein enormer technischer Aufwand, was Kunden zudem verwirren könnte, da ihre Gewohnheiten verändert werden.
Da wir jetzt (und auch in Zukunft) jedes Jahr Weihnachtsgeschenke kaufen werden, und normalerweise ebenso jedes Jahr zu denselben Zeiten die gleichen Menschen in unserem Leben beschenken, werden wir voraussichtlich auch weiterhin die immer gleichen Produkte zu den immer gleichen Daten erhalten. Verbesserte Technologien werden das nicht verändern – und wahrscheinlich wollen das die meisten Unternehmen auch gar nicht.